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Zum Gedenken und zur Mahnung!!
eingetragen von msalchow on Samstag, 22. Maerz 2008 [11:46]
Marineoberpfarrer Arno Pötzsch, im Felde, Weihnachten 1944,
im Angesicht der Weihnachtsmadonna von Stalingrad

1.
Voll Lebenshoffnung und voll Todesahnung
das gleiche Herz - so haust ihr in den Trümmern -
und immer fragend: will sich keiner kümmern
um uns und eines Wegs und Auswegs Bahnung?

Da ward ein Bild im Bunker euch zur Mahnung.
Ob auch in Nächten kalt die Sterne flimmern,
di sonst wie milde unsrer Hoffnung schimmern,
schöpft aus dem Bilde nun des Lebens Ahnung!

Aus Gottes Liebe ist das Kind geboren,
durch Liebe nur ward Weihnacht in der Welt,
so wie aus Liebe einst die Welt erschaffen,

und Liebe bleibt trotz Blut und Tod und Waffen
der Grund der Welt! Und ob der Leib zerfällt,
ihr seid in Gott, in Liebe - unverloren!

2.
Vor denen, die verlassen und verloren
im höll'schen Kessel wie Verfluchte wachten,
das Herz zerbrannt vom Feuer vieler Schlachten,
verstummt, vereinsamt, schon dem Tod verschworen,

erstand das Bild vom Kinde, das geboren
in stiller Nacht, und die es schauten, dachten
der großen Wunder, die das Leben brachten,
als Gott die Erde durch das Kind erkoren.

Mit heißen Augen tranken sie es ein,
sie, die es wußten, daß sie sterben müssen,
und erkannten, daß sie leben sollen,

und reicher Trost sank in ihr Herz hinein,
eh ihre Leiber unter Kugelgüssen
im Trümmerfeld der Festung sind verschollen.

3.
Von weitem Mantel weich und warm umhüllt,
sind beide eins, das Kindlein und das Weib.
Lind hüten Hand und Haupt und Schoß und Leib
das Kind; und hier im Bilde ist erfüllt,

wie Liebe birgt, der Mutter Sorge stillt
das Schmerzgeborne, daß ihr's ganz verbleib
und nur kein Feind es ihr vom Herzen treib.
Uns das zu zeigen, war der Mann gewillt,

der ungeschützt, verloren und verlassen,
am Rand der Steppe dieses Bild ersann
für seine Brüder in des Todes Schlünden,

daß sie, die Sterbenden, am Bild verstünden:
was hier auf Erden eine Mutter kann,
das tut euch Gott und Er birgt ohne Maßen!

4.
Licht, Leben, Liebe schriebst du an den Rand
des Bilds der Mutter, die das Kindlein hegt,
Das ihr die Liebe in den Schoß gelegt;
sie birgt es tief in ihres Leibs Gewand.

Licht, Leben, Liebe - ach, nicht einer fand
mit seinen Sinnen, was ihn tiefst bewegt!
Lichtlos die Nacht, die Herzen haßerregt,
das arme Leben schon in Todes Hand -

das ist die Welt, in der die Männer feiern,
vereint, stumm in ungeklagter Not,
schier wie in Gräbern unterm Steppenwind!

Und einer wagt's und glaubt für sie an Gott,
reißt ihre Blicke hin zu diesem Kind,
weil Gott die Welt will in dem Kind erneuern.

5.
Als Gott der Welt in Christ das Heil gesandt,
hat er ins Elend liebend sich begeben,
dem zu entfliehen wir vergeblich streben;
er, Gott, kam selbst und wenn auch tief verkannt,

er kam zu uns, sucht her und hin im Land,
die da verlassen und verloren leben,
sucht noch die Ärmsten aus dem Staub zu heben
mit eines Heilands milder, starker Hand.

Er sucht sie heim, er fand sie bei den Träbern,
an Zäunen bettelnd, arm in engen Stuben -
und fänd euch nicht, ihr Brüder, in den Gruben,

der fänd euch nicht, dem alles eigen ist,
der nichts vergaß noch jemals je vergißt,
der fänd euch nicht in Trümmern und in Gräbern?

6.
Erst wenn es dunkelt, wird das Licht entzündet.
Nur in der Nacht sehn wir der Sterne Schein.
Und in der Nacht brach Gott als Licht herein,
als in der Welt die Weihnacht ward verkündet.

Und seit das Licht sich dieser Welt verbündet,
mag Herz und Erde noch so dunkel sein,
es bricht sich Bahn, bricht durch und dringt hinein,
bis es im Dunkeln unsre Augen findet.

Wenn Menschen je in Todesschatten saßen,
dann, Brüder, ihr, dort in den Finsternissen!
Saht ihr das Licht auch, das euch nicht verlassen?

Denn dieser Welt, verloren und versündet,
wird dennoch Weihnacht, wird das Licht verkündet,
weil Gott für immer unsre Nacht zerrissen!

Zum Gedenken an die Toten und Vermißten der 6. Armee in Stalingrad, und an alle Soldaten des deutschen Heeres!


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