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Generalleutnant a. D. Reinhard Kammerer

Koblenz, 21. November 2019

Begrüßung

des

Präsidenten des Kuratoriums

Ehrenmal des Deutschen Heeres


Sehr verehrte Frau Präsidentin Stamm, meine sehr geehrten Damen und
Herren, Kameraden!

Im Namen des Kuratoriums und unseres Schirmherrn, des Inspekteurs des Heeres begrüße ich Sie alle ganz herzlich zur heutigen Feierstunde an unserem Ehrenmal mit der wir der Toten des Deutschen Heeres gedenken und sie ehren wollen.
Lassen Sie mich aus gegebenem Anlass kurz auf die Entstehungsgeschichte unseres Ehrenmals eingehen. Bereits 10 Jahre nach Kriegsende gab es bei ehemaligen Heeressoldaten den Wunsch, in der Bundesrepublik eine Gedenkstätte für ihre toten Kameraden einzurichten. Die Marine hatte schon seit 1934 das Ehrenmal in Laboe, die Luftwaffe vollendete das Ihre 1963 in Fürstenfeldbruck. Erst fast 25 Jahre nach Kriegsende, 1969, wurde das Kuratorium für unser Ehrenmal gegründet. Das ist jetzt 50 Jahre her.
Treibende Kraft war der General der Kavallerie a.D. Westphal, der als Generalstabsoffizier im Afrika-Korps, in Italien und zuletzt als Generalstabschef des Oberbefehlshabers West gedient hatte. Nach dem Krieg war er in der Stahlindustrie tätig und engagierte sich ehrenamtlich für die Belange ehemaliger Berufssoldaten und für die Aussöhnung mit den ehemaligen Kriegsgegnern. Seinen Memoiren zufolge gestaltete sich die Suche nach einem geeigneten Standort für unser Ehrenmal schwierig; in Bonn, in Niedersachsen, im Süden Deutschlands – überall gab es Absagen.
Endlich wurde man hier auf der Festung Ehrenbreitstein fündig. Der Rat der Stadt Koblenz und Ministerpräsident Helmut Kohl für das Land Rheinland-Pfalz sicherten ihre Unterstützung zu und so konnte das Vorhaben in Angriff genommen und drei Jahre später fertig gestellt werden. Die aktive Unterstützung der Stadt und des Landes genießen wir noch heute. Dafür danke ich und freue mich, für die Landesregierung Herrn Staatsminister Mertin und für die Stadt Koblenz die Beigeordnete Kulturdezernentin, Frau Dr. Theis-Scholz begrüßen zu können. In der täglichen Arbeit manifestiert sich die aktive Unterstützung des Landes in Gestalt unseres Hausherrn hier auf der Festung, der Generaldirektion Kulturelles Erbe. Hierfür möchte ich ausdrücklich von dieser Stelle aus Dank
sagen.
Was sagt uns nun unser Ehrenmal heute?
Für einige, zum Glück wenige der aktiven und ehemaligen Soldaten der Bundeswehr hat das Ehrenmal auch heute noch die Bedeutung, unter des es einst errichtet wurde: Des Ortes der Erinnerung an einen Kameraden, mit dem man im Einsatz gemeinsam gedient hat und der dort gefallen ist. Wir alle aber kennen aus Erfahrung die Lasten und die Verantwortung, die der militärische Dienst uns und unseren Familien schon jetzt im Frieden und im Auslandseinsatz aufbürdet. Wir können ermessen, welches Opfer die früheren Generationen deutscher Soldaten erbringen mussten, die unter so viel schwierigeren Bedingungen treu ihren Dienst leisteten und dann noch ihr Leben verloren haben, im Gefecht, in der Gefangenschaft oder durch die Tribunale Hitlers.
Ihrer ehrend zu gedenken und zugleich das eigene Handeln zu reflektieren, sollte für uns selbstverständliches Anliegen sein.
Für unsere zivilen Mitbürger sieht dies, glaube ich, mehrheitlich anders aus. Auch wenn die Armee Ihren Anteil daran hatte, so haben doch über 70 Jahre Frieden in unserem Land eine gewisse Distanz zu Fragen der Sicherheit und auch zum Militär geschaffen. Das Trauma des verlorenen Weltkriegs, in dem die Streitkräfte sowohl Instrument als auch Opfer einer verbrecherischen politischen Führung waren, wirkt immer noch nach. Und politisch relevante Kräfte in unserem Lande arbeiten auch heute daran, diese Distanz weiter zu vertiefen. Stichwort: Bundeswehr in Schulen.
Unser Ehrenmal kann hier bilden und informieren und damit Vorurteilen entgegen wirken. Die schlichte und würdige Gestaltung, die die Gründer vor 50 Jahren fanden, spricht auch heute das Gefühl der Menschen besonders an. Im Frühjahr dieses Jahres konnten wir den Raum der Information in der Poterne neben dem Ehrenmal eröffnen und so den Besuchern neben dem Eindruck auch etwas Wissen vermitteln. Die Festung hat jährlich über 600.000 Besucher; ich denke, dass wir viele davon erreicht haben. Die ersten 5000 Exemplare unseres Informations-Flyers, der in deutsch, englisch, französisch und niederländisch über das Ehrenmal informiert, waren jedenfalls bereits im Juli vergriffen.
Meine Damen und Herren, einige Gäste möchte ich namentlich willkommen heißen:
Ich freue mich sehr, dass heute so viele Abgeordnete des Deutschen Bundestages unserer Einladung gefolgt sind. Sie mandatieren schließlich
unsere Einsätze und sind dafür verantwortlich, die dafür erforderlichen Mittel bereit zu stellen.
Ich begrüße die Abgeordneten Kestner (AfD Niedersachsen), Nolte (AfD Hessen), Oster (CDU, Wahlkreis Koblenz),Pilger (SPD, Koblenz), Frau Weeser(FDP RLP), wobei ich mit Freude anmerken kann, dass vier der sechs Fraktionen im Bundestag hier heute vertreten sind.
Aus dem rheinland-pfälzischen Landtag begrüße ich die Fraktionsvorsitzenden Junge und Schweitzer und für die kommunale Ebene die Bürgermeister von Cochem und Mendig, die Herren Lambertz und Lempertz.
Stellvertretend für die aktiven Soldaten begrüße ich den Schirmherrn unseres Ehrenmals, den Inspekteur des Heeres, Herrn GenLt Vollmer, den Chef des Stabes im NATO-HQ SHAPE, Herrn General Kneip, den Inspekteur des Sanitätswesens, Herrn GenOStArzt Dr. Baumgärtner, den Stellvertreter des Inspekteurs der Luftwaffe Herrn GenLt Dr. Riecks und für die Streitkräftebasis Herrn GenMaj Fix.
Für den zivilen Teil unserer Bundeswehr begrüße ich Herrn MinDirig Graf von Strachwitz aus dem Bundesministerium der Verteidigung.
Für die Soldaten außer Dienst heiße ich unseren ehemaligen Generalinspekteur, Herrn General Bagger, willkommen.
Stellvertretend für unsere alliierten Kameraden aus den Niederlanden, Ungarn, den USA und dem Vereinigten Königreich begrüße ich Herrn BrigGen Kooij und Brigadier General Harvey.
Für die Polizei begrüße ich Herrn Polizeipräsident Maron
Für die Kirchen und Religionsgemeinschaften heiße ich willkommen die Leitenden Militärdekane Frau Reitz (ev) und Monsignore Schnettker sowie Herrn Avadiev, den Vorsitzenden der jüdischen Kultusgemeinde. (Herr Avadiev, Ihr Kommen ist für uns ein wichtiges Signal, ich danke Ihnen dafür.)
Als Vertreter unseres Berufsverbandes begrüße ich Herrn Oberstlt Meier und OStFw Heidemann sowie stellvertretend für die Vertrauenspersonen und Personalvertretungen den Vorsitzenden des Bezirkspersonalrats beim Kommando Heer, Herrn Thiele.
Meine Damen und Herren, damit komme ich zu dem Teil, den ich mir für den Schluss aufgehoben habe: Der Begrüßung unseres Ehrengastes, Frau Präsidentin des Bayerischen Landtages a.D. Barbara Stamm. Sie wird nachher die Gedenkansprache am Ehrenmal halten:
Es würde den Rahmen dieser Begrüßung sprengen, würde ich versuchen, Ihr Lebenswerk insgesamt zu würdigen. Das steht mir ohnehin nicht zu. Deshalb in aller Kürze:
Barbara Stamm ist ein Kriegskind. Sie wurde 1944 in Bad Mergentheim als Tochter einer gehörlosen Schneiderin geboren, ihren leiblichen Vater hat sie nie kennen gelernt. Bis zu ihrem achten Lebensjahr wuchs sie in einer Pflegefamilie auf, die sie als die Ihre empfand und in der sie sich wohl und geborgen fühlte. Dann holte sie ihre leibliche Mutter, die inzwischen wieder geheiratet hatte und in Bamberg lebte, zurück zu sich. Die Verhältnisse dort waren so schwierig, dass sie zeitweilig in einem Kinderheim lebte.
Mit 17 erhielt sie ein Zeugnis mit ausgezeichneten Noten von der Bamberger Berufsschule und der Bemerkung: „Die begabte, vielseitig interessierte und ehrgeizige Schülerin erfreute durch großen Fleiß und rege Mitarbeit.“ Gern hätte sie eine weiterführende Schule besucht. Das ging aber nicht, weil ihre Eltern das damals dafür notwendige Schulgeld nicht aufbringen konnten oder
wollten. Ihre Rettung war die Religionslehrerin, die ihr ein persönliches Darlehen anbot und eine Ausbildungsstelle zur Erzieherin im Kloster der Barmherzigen Schwestern zum Heiligen Kreuz in Gemünden am Main vermittelte. Dort fing das Leben für sie richtig an. Nach der Ausbildung blieb sie noch als Erzieherin, wechselte dann in das Bistum nach Würzburg, lernte ihren Mann kennen und heiratete 1969. Außerdem trat sie in die CSU ein und kandidierte erfolgreich für den Würzburger Stadtrat, wo sie 1972 jüngste Stadträtin wurde. 1976 wurde sie Abgeordnete des Bayerischen Landtags und blieb dies 42 Jahre lang bis 2018. 1987 berief Ministerpräsident Franz Josef
Strauß sie zur Staatssekretärin im Arbeits- und Sozialministerium. 1994 wurde sie im Kabinett von Edmund Stoiber Sozial- und Gesundheitsministerin. 2001 entschied sie sich, im Zuge des BSE- und Schweinemastskandals zurücktreten.
2003 wurde sie zur Vizepräsidentin, 2008 zur Präsidentin des Bayerischen Landtags gewählt und blieb dies 10 Jahre lang bis 2018. Ich bin etwas ausführlicher auf die so schwierige Kindheit von Frau Stamm eingegangen, weil diese, glaube ich, der Schlüssel zum Verständnis der Persönlichkeit unseres Ehrengastes ist. Mancher wäre an einer solchen Kindheit zerbrochen. Für Frau Stamm hingegen war diese Erfahrung die Basis für ihr lebenslanges Wirken im sozialen und karitativen Bereich, ihr Engagement gegen jede Form von Gewalt und ihrem Blick für die Menschen, denen es nicht so gut geht verbunden mit ihrer Entschlossenheit, etwas für sie zu tun.

Welche Beziehung hat nun unser Ehrengast zum Deutschen Heer? Da ist zunächst etwas aus der Ausbildungszeit von Frau Stamm in Gemünden überliefert: Sie hatte mit den anderen angehenden Erzieherinnen im Kloster der Barmherzigen Schwestern die Möglichkeit, an einem Tanzkurs teilzunehmen. Die dafür erforderlichen Tanzpartner kamen – von der Infanterieschule aus Hammelburg mit dem Bus. Unter den gestrengen Augen der Schwester Direktorin fand dann der Kursus statt. Leider mussten die jungen Herren danach unverzüglich auf den Bus aufsitzen und nach Hammelburg zurückkehren.
Dann ist da natürlich die Beziehung der Würzburgerin Stamm zum Divisionskommando des Heeres in Veitshöchheim, das dort seit Anfang der sechziger Jahre über alle Reduzierungen und Umgliederungen hinweg mit nur wenigen Jahren Unterbrechung immer geblieben ist.
Entscheidend ist aber, so glaube ich, Ihre Überzeugung, dass Menschen Anerkennung, Dank und Respekt verdienen, die der Gemeinschaft, die unserem Land dienen. Als Präsidentin des Landtages haben Sie das sehr deutlich gemacht bei der Ehrung der Bayerischen Polizeibeamten, die beim G20-Gipfel in Hamburg den Kopf hinhalten mussten.
Sehr verehrte Frau Präsidentin Stamm, ich danke Ihnen für Ihre Bereitschaft, heute zu uns zu sprechen und bin gespannt auf Ihre Worte.

weiter zur Rede Frau Präsidentin Stamm


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Erstellt von: system letzte Änderung: Montag, 22. November 2021 [10:34:29] von btheus