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Hans-Otto Budde
Generalleutnant a.D., Präsident des Kuratoriums

Koblenz, 20.November 2014

Begrüßung zur Gedenkfeier

am

Ehrenmal Deutsches Heer


Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kameraden!

Es ist mir auch in diesem Jahr wieder eine Freude und Ehre, Sie zur Gedenkfeier herzlich begrüßen zu dürfen, vielleicht sogar eine besondere, sind es doch die Treusten der Treuen, die heute bei uns sind. Wenn es mir dennoch bei der namentlichen Begrüßung nicht gelingen wird, auch nur einen Teil von Ihnen anzusprechen – sehen Sie es mir bitte nach.

Es ist mir eine besondere Ehre, Sie, Herr Minister Schönbohm, als Festredner willkommen heißen zu dürfen. Dabei tue ich mich schwer, Sie angemessen vorzustellen: einerseits geböte es die Höflichkeit, dies ausführlich und mit dem entsprechenden Vokabular zu tun, andererseits wäre es schon fast eine Beleidigung, weiß doch nicht nur meine Generation, etwas mit dem Namen „Schönbohm“ anzufangen.
Herr Minister, Sie kennen mich, und auch deswegen reicht es aus, wenn ich nur sage: Wir freuen uns und es ist uns eine große Ehre, dass Sie bei uns sind, zu uns sprechen und mit uns der Opfer gedenken.
Es ist ja auch ein bedeutendes Jahr des Gedenkens:
  • vor 100 Jahren brach der 1.Weltkrieg oder la grande guerre aus,
  • vor 75 Jahren der 2.Weltkrieg,
  • in diesem Jahr jährt sich der Aufstand des Gewissens zum 70. Mal
  • und wir blicken zurück auf den Zusammenbruch der „DDR“ vor 25 Jahren,
um nur einige der herausragenden Ereignisse des letzten Jahrhunderts zu benennen.

Es gibt vieles, auch widersprüchliches, zu gedenken.

Ich denke auch an die Schlacht von Monte Cassino, wo ich vor 10 Jahren, also im Jahr der 60.Wiederkehr, mit vielen Veteranen aus allen beteiligten Nationen der Gefallenen in gemeinsamer Trauer gedenken konnte und erfahren durfte, mit welcher Hochachtung und Respekt die ehemaligen Kriegsgegner miteinander und übereinander sprachen.
Es ist gut, sich zu erinnern, und ich denke mit Hochachtung an von der Marwitz, an Boeselager und an den Oberleutnant Kurtz, der am 18.September 1943 für das „Wunder von Trani“ verantwortlich war – ich nutze gern den Titel des ungewöhnlichen Fernsehfilms zu später Stunde über das Ereignis.

Wir sollten Wert auf „Lange Linien“ legen. Diese Bezeichnung wählte Hans-Dietrich Genscher als Merkmal guter Außenpolitik, und ich will diesen Begriff für eine sinnvolle und hilfreiche Geschichtsbetrachtung nutzen. Diese Lange Linie zu finden ist nicht leicht, weil die Opportunisten von heute über die Opportunisten von damals richten und glauben, sie wären damals keine Opportunisten gewesen, weil unser Bundespräsident zu Recht vor Besserwisserei und Hochmut warnt, wenn er sagt: „Aber wissen wir es wirklich besser als die Akteure von damals? Oder wissen wir lediglich etwas mehr, nämlich wie die Geschichte ausging?“ Und sie ist nicht leicht zu finden, weil wir an unverrückbaren Werten, an unsere Kardinaltugenden festhalten müssen, die uns verdeutlichen, wonach wir - ohne zu relativieren - streben müssen.

Dies alles ging mir durch den Kopf, als ich erfuhr, dass in diesem Jahr das Motto der Fallschirmjägertruppe, "Treue um Treue", das schon in den Befreiungskriegen Leitspruch war, untersagt wurde.

Lieber Herr Kasdorf, ich habe mich zumindest bemüht, während meiner aktiven Zeit meine Meinung frank und frei zu sagen, ich will damit auch im Ruhestand nicht aufhören.
Ich bin betroffen, dass dieses Leitwort, dass Treue, die wir ja auch geloben und schwören, nicht mehr Motiv kameradschaftlichen Handelns sein darf. Und in mir wächst die Sorge, dass wir uns Stück für Stück guter Traditionen, die über Jahrhunderte für ehrenvolles soldatisches Handeln standen und auch zukünftig stehen sollten, ohne Notwendigkeit entäußern.
Ich darf dies sagen, gerade weil ich Sie schätze, weil ich doch sehr wohl weiß, dass Sie selbst zur 70. Wiederkehr in Monte Cassino waren, und ich nicht nur deswegen überzeugt bin, dass Sie nicht zu den Opportunisten zählen – nein, Sie sind kein Opportunist.

Ich würde mich freuen, wenn Sie in Ihrer Rede meiner Kameraden und meine ernste Sorge zerstreuen könnten.

Nun aber sollten wir uns, und ich nutze gern Worte von Klaus von Dohnanyi, die er vor zwei Jahren hier am Ehrenmal fand, vor all denjenigen verneigen, die im guten Glauben an ihre Pflichten und Aufgaben während dieses Krieges ihr Leben oder ihre Gesundheit als tapfere Soldaten Deutschlands verloren haben. Und er schloss die Opfer des 1.Weltkrieges, die Opfer von Gewaltherrschaft, Krieg und Vertreibung ebenso ein wie die von Soldaten, die im Einsatz für die Bundesrepublik Deutschland Schaden nahmen.

Lassen Sie uns der Opfer gedenken.

Erstellt von: system letzte Änderung: Montag, 15. Dezember 2014 [15:13:21] von msalchow